Sunday 18 March 2007

lila allein in melbourne

fahre mit dem alten auto (habe es emma getauft) zum bahnhof. im gepäck notizbuch, kamera, wasser , geldbeutel, ausweise. eine stunde fahrt (dieses mal mit einem pünktlichen zug) nach melbourne city. möchte zur bridge street. vorher frage ich doch gleich nach dem studententicket. wackle den infohinweisschildern hinterher. am infopoint können die mir sagen, wie ich zur brigdestreet komme: linie 75 und 48. zum ticketverkauf gehts einen treppe höher. frage zweimal am falschen schalter. dann richtig. ergebnis: kann nicht als student fahren, trotz internationalen ausweis, weil ich keine unterschriebene bestätigung der uni melbourne habe. also adult; 175, 28 aus dollar. uff. im kopf tanzen zahlen. seid das stipendium gekürzt wurde (weiß ich erst, seit ich in melbourne bin), wird das geld immer knapper. aus dem bahnhof draussen, stehe ich mitten im verkehrschaos.



der grand prix ist in der stadt angekommen. die bahn, die ich nehmen wollte, ist einer sonderlinie für die formel ein fans gewichen. super. und jezt? stehe ratlos vor dem fahrplan. da spricht mich einen nette helferin in neongelb an. ganz einfach: links die strasse runter, zur querstrasse, da fahren die linien wieder.
ganz einfach? ha, die kennt mich nicht... okay, so schlimm war es dann doch nicht. haltestelle gefunden. setze mich in die strassenbahn, die gerade einfährt. es ist die falsche. das merke ich aber erst nach sieben stationen. ich steige aus. keine ahnung, wo ich bin. hab hunger und muss für kleine maädchen.
laufe einfach mal los. relax, no worry... ah, redrooster (ein fastfood kette rund um chicken und mehr). toilette, fishmac. okay, weiter. fahre vier stadionen zurück - eine zuviel. mist, laufe eine station zurück. gehe nach orientierung suchen. da kommt ein bus um die ecke. der busfahrer ist ein lustiger inder mit turban, der abwechselnd lauthals mit der musik im radio mitträllert und sich mit einen zweiten turankollegen unterhält.
endlich: bridge road! hat ja nur zwei studen gedauert.... eigentlich ist es ganz einfach hierher zu kommen: zug von upper ferntree gully, richmond austeigen, in den bus setzen - das wars.
wer jetzt lacht, sollte mal selber versuchen, fremd und allein in einer millionenstadt, ohne stadtplan und während die halbe innenstadt gesperrt ist und die stadtbahnen ganz anders fahren als sonst, sich zu orientieren. vorallem, wenn man sich die ganze zeit nicht sicher ist, ob man in die richtige richtung fährt. denn mit einem knackigen fränkischen akzent hört sich "bridge" auf englisch auch wie "rich" oder "mich" an - und diese strassen gibt es in melbourne auch! whatever...
die bridge street ist eine quitschbunte, national durchgewürfelte strasse mit vielen kleinen outlet stores, bars, cafes und snackbars. etwas heruntergekommener kolonialstil, aber liebevoll hergerichtet.
die geschäfte haben mittlerweile fast alle geschlossen, aber das stört mich nicht. ich finde sogar ein paar ganz tolle schuhe - 30 aus dollar - ein schnäppchen. ich bummle noch gemütlich an den anderen schaufenstern entlang, setze mich in ein cafe, bin mit mir und der welt zufrieden.
stolz ziehe ich mir meinen neuen schuhe an, stehe auf, um zu zahlen (hier muss man immer an die theke, um die rechung zu bezahlen). auf dem weg dahin rutsche ich mit den glatten sohlen auf den blankpolierten fliesen fast aus, kann mich gerade noch festhalten. verschähmt verschwinde ich in der toilette und wechsle wieder die schuhe.
setze mich in die straßenbahn, zurück zur bushaltestelle. der kommt erst in einer viertelstunde. selbst ist die frau, denke ich mir, die paar stadionen kann ich auch laufen. mit stolzgeschwellter brust überquere ich die straße - und bleibe am gehsteig mit meiner ausgelatschten rechten sohle hängen, der fußriemen verabschiedet sich.
ich zucke mit keiner wimper.
laufe weiter zur nächsten haltestelle, setze mich und krame eine kleine sicherheitsnadel (aus erfahrung bin ich immer gut gerüstet) aus meiner tasche. verarzte den schuh notdürftig. jetzt kann ich auch auf den bus warten. der kommt - aber auf der falschen seite. das heißt - eigentlich ist der bus richtig, nur ich bin auf der falschen seiten. linksverkehr, mädel. LINKSVERKEHR!!!
ich zucke mit keiner wimper.
blick auf die uhr: noch sieben minuten, dann fährt mein zug. ich renne. zehn gleise. nirgendwo steht belgrave, die entstadion für meinen zug. laufe kurzentschlossen auf ein bahngleis. ist das falsche. sehe aber gegenüber die anzeige mit belgrave. ich renne. der zug fährt gerade ein - drei minuten zu spät.
ich zucke mit keiner wimper.
der zug ist überfüllt. sehe nur rot oder grün. grüne t-shirt, kleider, hüte - es ist st. patrick´s day. rot wegen dem grand prix.
vor mir steht ein etwa 15jähriges mädel im möchtegern-gothic look: nietenhalsband, schwarzs kleid und stiefel. schwarze haar mit selbstgefärbter und blass gewordener blauer strähne. ein schwarzer rucksack mit verwaschenen stoffstacheln hängt an ihrer mageren schulter. pink lackierte fingernägel. an ihren hangelenken baumeln quietschbunte plastikarmbänder.
rechts von mir steht ein security officer, in helleblauer uniform, ein inder. er schreit laut in sein telefon. danach singt er laut vor sich hin. auf seiner nase glänzt ein riesiger, talgiger pickel.
links von mir steht in mann mit dunkelblauen hemd mit schwarzer hose. typ ich-war-in-der-schule-ein-streber-und-niemand-konnte-mich-leiden. um den bauch hat er eine schreihend blaue tasche mit aufdruck geschnallt: "int. jesus mission". ein abgewetzter roter button mit "jesus is in my mind" hängt daneben.
das ist mir zuviel.
verpasse auch noch meine haltestelle. steige aus, sehe, bin eine zu früh, steige wieder ein. die türen an den zügen sind nicht gesichert. der griff ist ein primitivier knauf, mit dem man leicht die tür aufschieben kann. uah. richtige station. endlich. das war ein tag mit lisa allein in melbourne.
brauch ein bier.

3 comments:

Julia said...

hm, hört sich so ähnlich an wie meine verirrungen damals in stuttgart. in melbourne würde ich also wahrscheinlich nie wieder nach hause finden ;)

lila said...

ha, in stuttgart habe ich mich auch immer verlaufen - sogar im bahnhof noch...
ich werde mich jeden tag etwas mehr in die stadt trauen (nur nicht zu weit weg, sonst find ich nicht wieder zurück ;o)))
und wenn ich mich ja verlaufe: macht nichts, kennen wir ja, einfach zu laufen. irgendwie geht es ja immer weiter!

Anonymous said...

Ach Schatz, ich will ja echt net immer meckern, aber es heißt glaub ich "Station", net "Stadion".